Schreiben, um das Leben zu entdecken
Ich bin Susanne — Journalistin, Autorin, Lektorin, Biografieberaterin. Und: eine begeisterte Spurensucherin in Lebensgeschichten.
Seit über 20 Jahren schreibe ich über Menschen, ihre Wege, wie sie denken, was sie fühlen. In Kultur, altem Handwerk, Literatur, Bildung und Sozialem — für Magazine, Bücher und in persönlichen Projekten. Darunter Porträts für einen Ratgeber der Stiftung Warentest und einen Reiseführer über Nürnberg und Umgebung.
Doch die spannendsten Geschichten haben immer mit uns selbst zu tun. Deswegen befülle ich inzwischen nicht nur meine verschiedenen Journale mit Ideen. Sondern ich habe endlich mein lang geplantes biografisches Textprojekt begonnen. Denn ich möchte mehr über das Leben der Frauen in meiner Familie herausfinden. Wie sind meine Großmutter und Mutter aufgewachsen? Welchen Zwängen waren sie unterworfen, welche Träume hatten sie?
Frauen schreiben ihre eigene Geschichte
In meinen Kursen begleite ich Frauen, die Lust haben, ihre Lebenswege schreibend zu erkunden — mit Neugier, Tiefe und Freude. Dabei ist nicht wichtig, „gut“ zu schreiben. Allein der Prozess des Schreibens verändert uns: Wir legen alte Prägungen und Muster frei, fördern die Beobachtungsgabe, finden Worte dafür, was uns bisher nicht bewusst war. Wir schauen uns genauer an, wie sich die unterschiedlichen Anforderungen an die Geschlechter auf unsere individuellen Lebenswege als Frauen auswirken. Wir stellen den männlichen geprägten Erzählungen der Welt unsere Erfahrungen gegenüber. Wir ändern die Perspektive und kommen somit auf neue Sichtweisen auf unsere Biografie. Wir schreiben unsere eigenen Geschichten.
Wir schreiben mit allem, was inspiriert:
- mit Satzanfängen,
- Zitaten von Dichterinnen,
- mit alten Fotos,
- Gedichtformen,
- freien Worten,
- Lebenslinien.
Und ja, wir schauen auch dorthin, wo der kritische Blick auf gesellschaftliche Muster notwendig ist. Denn das, was wir für „normal“ halten, ist eine von Männern gemachte Welt. Egal ob in Medizin, Stadtplanung oder der Sprache: Frauen sollen sich an für Männer gedachten Normen orientieren. Und die Lücken bei Bezahlung, Karriere, Rente, Sorgearbeit, Freizeit, Landbesitz, Gesundheit und in vielem mehr sind enorm. Ganz zu schweigen von der vielen subtilen bis offenen Gewalt gegenüber Frauen. Die Forschung ist hier sehr erdrückend. Bis jetzt gibt es noch kein Land der Erde, das die Gleichberechtigung de facto erreicht hat.
Dabei sollten wir natürlich nicht in einer Opferhaltung verharren. Sondern fein unterscheiden, wofür wir selbst verantwortlich und was strukturelle Benachteiligungen sind. Wenn wir unsere weiblichen Biografien mit diesem Wissen neu betrachten, können wir unsere Geschichte(n) anders einordnen und für die Zukunft klüger entscheiden. Und trotzdem unser Frau-Sein feiern!
Schreiben hat mich verändert
Ich weiß aus eigener Erfahrung, was Schreiben bewirken kann: die Tagebücher meiner Jugend oder die Briefe zur Zeit der „Wende“ nach dem Mauerfall in meinem alten, braunen Koffer berichten mir von dem Mädchen und der jungen Frau zu ihrer Zeit. Damals hatte ich viele Träume, aber wenig Ahnung von meinen Bedürfnissen.
Als ich vor vielen Jahren in einer schwierigen Zeit über mein Leben geschrieben und hingefühlt habe, was mich nährt und was mich hemmt, habe ich unter anderem meine wichtigsten Bedürfnisse erkannt: vor allem tiefe und innige Verbindungen zu Menschen, die mir nah sind. Nur wenn ich das lebe, geht es mir gut. Diese Erkenntnis war ein Meilenstein für mich! Denn sie hat mir dabei geholfen, eine wegweisende Entscheidung für mein weiteres Leben zu treffen.
Schreiben stärkt, macht Geschichte(n) und Freude
Schreiben schärft unsere Wahrnehmung, unsere Beobachtungsgabe: schleicht die Katze verhalten, abwartend oder angespannt? Lächelt unser Gegenüber verschmitzt, süffisant oder gütig? Je mehr Worte wir finden, je genauer wir zum Beispiel unsere Gefühle benennen können, umso bessere Beziehungen können wir führen. Dies und noch viel mehr hat die zahlreiche Forschung über die Wirksamkeit des Schreibens herausgefunden.
Künstlerisch aktiv zu sein, stärkt zudem nachweislich unsere Gesundheit. Unsere Familiengeschichte zu kennen, macht uns seelisch widerstandsfähiger. Aber nicht nur wir selbst haben etwas davon, unser Leben ganz oder teilweise aufzuschreiben, sondern auch unsere Nächsten: deine Nachkommen bekommen einen tieferen Einblick in ihre Herkunft. Außerdem greift die Geschichtsforschung immer mehr auf private Texte zurück. Und schließlich macht es einfach Freude, kreativ etwas zu erschaffen.
Wenn du Lust hast, dich (wieder) schreibend zu entdecken, freue ich mich, dich auf diesem Weg zu begleiten.
Herzlichst,